Sanierung des Großhesseloher Wehrs
21.08.2023 I Wir sanieren wir das denkmalgeschützte Großhesseloher Wehr in der Isar bei Pullach. Mit dem Ersatzbauwerk schaffen wir eine optimale ökologische, betriebliche und dem Hochwasserschutz dienende Lösung.
Wehranlage von 1908 wird saniert
Das Großhesseloher Wehr in Pullach reguliert die Wasserführung zwischen dem Werkkanal und der Isar und ist damit ein wichtiger Faktor für den Hochwasserschutz Münchens.
Auch für die Energieerzeugung ist es hochrelevant: Am Werkkanal liegen vier Wasserkraftwerke und das Heizkraftwerk Süd, das ihn fürs Kühlwasser nutzt. Der Werkkanal speist außerdem die Floßlände und die Stadtbäche. Die Wehranlage ist bereits seit 1908 in Betrieb.
Während für den östlichen Teil des Wehrs die Stadt München zuständig ist, sind die SWM für den westlichen Teil verantwortlich, wo das Trennwehr die Verbindung zum Werkkanal darstellt. Weil diese Anlage und viele technische Bauteile in die Jahre gekommen sind, müssen wir sie erneuern.
Für die nächsten 100 Jahre soll das Ersatzbauwerk eine optimale ökologische, betriebliche und dem Hochwasserschutz dienende Lösung sein.
Angepasste Planungen für die Sanierung
2008 hatten wir bereits mit der Stadt München vereinbart, dass mehr Wasser aus dem Werkkanal in die Isar abgegeben und die Wehranlage so verändert werden soll, dass sich Wasserlebewesen besser hindurch bewegen können (ökologische Durchgängigkeit). Für den Ersatzneubau wurde 2015 eine Plangenehmigung erteilt.
Es zeigte sich aber, dass die mit der Genehmigung einhergehenden naturschutzfachlichen Auflagen mit den bestehenden Planungen technisch nicht umsetzbar waren. Im Februar 2021 wurde die überarbeitete Planung vorgelegt. Darin sind neueste Erkenntnisse des Fluss- und Wasserbaus eingeflossen.
Im Januar 2023 hat das Referat für Klima- und Umweltschutz der Landeshauptstadt München die Plangenehmigung für die Sanierung erteilt. Wir wollten eigentlich bereits im zurückliegenden Herbst mit dem Umbau beginnen. Allerdings hatte sich die Klärung einzelner Punkte in der Genehmigung verzögert, weshalb die Arbeiten erst im Mai 2023 begonnen wurden.
Vor allem zwei wesentliche Bauteile wurden im Vergleich zu den vorherigen Plänen angepasst:
Ursprünglich war eine „raue Rampe“ mit groben Flussbausteinen in der Flussmitte geplant, die die Wanderung von Fischen ermöglichen sollte. Sie wäre aber für die Tiere schwerer auffindbar gewesen und hätte einen Großteil des wertvollen Kolks (strömungsbedingte Auswaschungen im Untergrund) überbaut.
Um die „Querdurchgängigkeit“ zwischen Isar und Werkkanal trotz der stark schwankenden Wasserspiegel zu gewährleisten, hätten zudem mannshohe Störsteine in das Flussbett einbetoniert werden müssen.
Dies alles wird nun vermieden durch eine Fischaufstiegshilfe in Form eines „Schlitzpasses“ mit natürlicher Sohle am linken Flussufer. Sie ist für die in der Isar beheimateten Fischarten (von der Mühlkoppe bis zum Huchen) optimal auffindbar und durchwanderbar.
Das ursprünglich geplante Schlauchwehr wies Defizite bei der Steuerbarkeit auf. Hier setzen wir nun auf eine innovative Lösung: eine luftbetätigte Wehrklappe ohne aufwändigen Aufbau über dem Fluss. Hinter einem Staublech ist ein stabiler Luftschlauch angebracht, je nach Luftfüllung hebt und senkt dieser die Wehrklappe.
Visualisierung: camp.-solutions
Verbesserungen für den Wassersport
Auch die Anmerkungen von Wassersportler*innen sind in das Planungsergebnis eingeflossen. Sie äußersten die Sorge, dass sie die Wehranlage zu spät bemerken und dadurch in schwierige Strömungssituationen geraten könnten. Denn eigentlich sollte die Anlange bei Hochwasser vollständig überströmt werden, damit z. B. Treibgut einfacher vorbeischwimmen kann.
Daher warnen nun eine gut sichtbare Abweisschranke am dauerhaft durchströmten Wehrfeld 1 sowie eine über der Wasseroberfläche angebrachte farbliche Markierung an der Wehrklappe vor Gefahren.
Allerdings gilt weiterhin, dass das Baden im Bereich von 200 Metern vor dem Wehr bis 100 Meter danach verboten ist, wie für solche Anlagen üblich. Mit Booten muss zu Wehranlagen ohnehin ein ausreichender Sicherheitsabstand eingehalten werden (aufgrund der Bayerischen Schifffahrtsverordnung).
Denkmalgeschütztes Bauwerk
Eigentlich war geplant, die verplombte Floßgasse zurückzubauen. Doch seit März 2022 ist das Großhesseloher Wehr denkmalgeschützt. Grund dafür ist neben der historischen Bedeutung für die Wasserwirtschaft die teilweise noch vorhandene originale Bausubstanz: der aus der Bauzeit stammende Stampfbeton, der die alte, längst nicht mehr funktionsfähige Floßgasse ausmacht, und das Schleusenwärterhaus.
Daher wurde der Bauablauf angepasst, damit die Floßgasse bestehen bleiben kann. So können wir diesen historischen Standort mit seinen wesentlichen landschaftsprägenden Originalbauteilen erhalten, die Grundfunktionen des Wehrs an den Stand der Technik anpassen und wichtige ökologische Elemente sowie Sicherheitskomponenten ergänzen.
Wichtige Faktoren für den Ersatzneubau:
- Der Schutz vor Hochwasser wird sichergestellt und verbessert. Dazu gehört auch, dass die Gefahr von verkeiltem Treibgut wie Baumstämmen bei Hochwasser (sog. Verklausung) deutlich reduziert wird.
- Die Bewegungsfreiheit für Wasserlebewesen in der freien Isar wird bestmöglich hergestellt und der natürliche Transport von Kies flussabwärts gesichert.
- Die „Querdurchgängigkeit“ zwischen Kanal und Isar wird verbessert, so dass die Wasserlebewesen die Lebensräume in beiden Gewässerteilen gleichermaßen nutzen können.
- Die betriebliche Sicherheit sowie der Gewässer- und der Arbeitsschutz werden verbessert.
- Dem Denkmalschutz wird Rechnung getragen.
Bisherige Funktionen des Wehrs werden für die Zukunft gesichert:
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Die unter dem Wehr querlaufenden Leitungen bleiben erhalten.
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Die Wehranlage Großhesselohe stellt weiterhin die Wasserversorgung des Werkkanals und damit der Floßlände sowie der Münchner Stadtbäche sicher.
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Das Heizkraftwerk Süd in Sendling ist systemrelevant für die Strom- und Wärmeversorgung Münchens und der Region. Über den Werkkanal bezieht es Kühlwasser.
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Über den Werkkanal erhalten auch die Wasserkraftwerke in der Stadt Wasser zur Ökostromerzeugung.
Ablauf der Bauarbeiten
Die Gesamtbauzeit ist mit rund 15 Monaten angesetzt. Bereits im Mai 2023 wurde eine Kies-Baustraße geschüttet. Sie führt von der Conwentzbrücke über den Isardamm zum Großhesseloher Wehr. Über sie werden die Anlagenteile und die Bauausrüstung transportiert. Jetzt beginnen die Rückbauarbeiten der alten Wehranlage und es werden Dämme im Fluss aufgeschüttet, um die Baugruben trockenzulegen. Im Anschluss wird das neue Wehr betoniert und die technischen Anlagenteile installiert. Nachdem die Arbeiten abgeschlossen sind, beginnt im Herbst 2024 der Rückbau der Baustelle.
Wir bitten um Verständnis, dass es wegen des Baustellenverkehrs zu Einschränkungen und temporären Absperrungen sowie zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen kommen kann. Der Weg auf dem Trenndamm zwischen Conwentz-Brücke und Höllererberg bleibt über den ganzen Zeitraum zugänglich.
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