Diversity in Unternehmen

Unser LGBTI*-Netzwerk Proud@SWM

23.04.2024 | Bei den SWM sollen sich alle – unabhängig von der sexuellen Identität und Orientierung – akzeptiert und integriert fühlen. Dazu will das konzernweite LGBTI*-Netzwerk Proud@SWM beitragen. Im Interview spricht das Kernteam über die Aufgaben, Ziele und Erfolge des Netzwerks.

Proud@SWM

SWM Netzwerk für Lesben, Schwule, Bisexuelle Trans und Inter*

Proud@SWM ist 2019 aus einer regelmäßigen Mittagsrunde von 12 schwulen Kollegen der SWM, MVG und M-net hervorgegangen. Inzwischen sind über 100 Mitarbeitende dabei – hauptsächlich vertreten sind hier der Community zugehörige schwule und lesbische Kolleg*innen, aber auch sogenannte Allys (Verbündete einer diskriminierten Gruppe).

Ziel von Proud@SWM ist es, dass sich alle in den Unternehmen des SWM Konzerns akzeptiert und integriert fühlen. Das Netzwerk setzt sich für eine offene Unternehmenskultur sowie eine angst- und diskriminierungsfreie Arbeitsatmosphäre ein. Als Ansprechpersonen und Kommunikator*innen für alle LGBTI*-Themen unterstützen die Mitglieder sowohl Kolleg*innen als auch Führungskräfte bei Problemstellungen und Konflikten.

Durch eigene Veröffentlichungen, Umfragen, Aktionen und Veranstaltungen sowie die Präsenz in den verschiedenen Unternehmensforen möchte Proud@SWM das Bewusstsein aller Kolleg*innen im Hinblick auf gegenseitigen Respekt und Akzeptanz schärfen und die bereichsübergreifende Vernetzung vorantreiben.

Was bedeuten Proud und LGBTI*?

  • Pride und Proud sind Begriffe aus der queeren Bewegung. Sie sollen den selbstbewussten bzw. selbstachtenden und damit stolzen Umgang mit der eigenen sexuellen Orientierung und Identität beschreiben. Stolz bedeutet in diesem Zusammenhang: So sein, wie man ist, sich nicht vor anderen verstecken (müssen) und auch nicht für andere verstellen.
  • LGBTI* ist die international übliche Abkürzung für die Community der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans (Personen, die jenseits des Geschlechts leben, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde) und Inter* (Personen, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht eindeutig zugehörig fühlen). Um alle Orientierungen und Identitäten einzuschließen, wird auch der Begriff queer benutzt. 

Interview mit dem Proud@SWM Kernteam

Das Proud@SWM Kernteam: Stephan Heiß, Ayla Hernandez Coronel, Gunnar Stöckle, Martina Hertel, Heiner Gnodtke, Michael Silva (von links nach rechts). Nicht im Bild: Katharina Junglen.

Wie seht ihr eure Aufgabe im Unternehmen?

Michael Silva: Es geht zuallererst um Sichtbarkeit – denn: „Wir alle sind die SWM“. Wir wollen zudem auch Ansprechpartner*innen sein für Mitarbeitende und Führungskräfte bei Fragen oder Konflikten. Damit tragen wir unseren Teil dazu bei, dass bei den SWM ein angst- und diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld herrscht und sich alle im Unternehmen willkommen und angenommen fühlen.

Welche Rückmeldungen bekommt ihr von den SWM Mitarbeiter*innen?

Gunnar Stöckle:  Wir bekommen viel positiven Zuspruch über alle Unternehmensbereiche hinweg. Einige wenige können mit uns nichts anfangen, finden unsere Aktionen „zu viel“. Doch die positive Resonanz überwiegt. Wir haben schon viele Aktionen auf die Beine gestellt, von Netzwerktreffen über Info- und Aufklärungsveranstaltungen bis hin zur konkreten Problemlösung für einzelne Mitglieder. Und wir sind natürlich auch dabei, wenn es um die Teilnahme der SWM beim Christopher Street Day geht. 

Christopher Street Day

Wie schätzt ihr die Situation bei den SWM ein? Ist das Unternehmen bereits LGBTI*-freundlich?

Heiner Gnodtke: Insgesamt sind die SWM bereits sehr LGBTI*-freundlich, das haben interne Umfragen bestätigt , die wir durchgeführt haben. Zudem hat sich das tägliche Miteinander in vielen Bereichen deutlich verbessert bei diesem Thema. Trotzdem berichten vereinzelt queere Kolleg*innen von latenter Diskriminierung, die schon mit einem unüberlegten Scherz beginnen kann. Hier wollen wir weitere Aufklärungsarbeit leisten, sowohl bei Mitarbeiter*innen als auch bei Führungskräften. Verbesserungswürdig ist auch die Außenwahrnehmung der SWM zu diesem Punkt, hier sollten wir auch z. B. in Kampagnen bewusst mehr Diversität zeigen, etwa mit Regenbogenfamilien.

Warum engagiert ihr euch für das Netzwerk, was wollt ihr erreichen?

Gunnar Stöckle: Eine Studie vom Herbst 2020 fand heraus, dass rund 30 % aller homosexuellen Mitarbeiter*innen in Unternehmen Erfahrungen mit Diskriminierung machten, bei den Trans*-Personen waren es sogar über 40 %. Das ist definitiv zu viel. Zwar sind die SWM hier auf einem guten Weg, dennoch zeigten auch die Ergebnisse unserer hausinternen Umfragen, dass es noch Handlungsbedarf gibt. Jeder einzelne Fall von Diskriminierung auf Grund von sexueller Orientierung oder Identität ist einer zu viel.

Studie von DIW Berlin und Universität Bielefeld

Welche Erfahrungen habt ihr persönlich bei den SWM gemacht? Hat eure sexuelle Orientierung im beruflichen Kontext eine Rolle gespielt?

Gunnar Stöckle:  Nein.

Heiner Gnodtke: Ja, ich habe teilweise schlechte Erfahrungen gemacht, inklusive unangebrachter und diskriminierender Sprüche von Vorgesetzen, als ich 2013 bei den SWM angefangen habe. Ein Outing fiel mir damit zunächst sehr schwer. Das war der Antrieb für mein Engagement. Seitdem hat sich allerdings viel verbessert, auch wenn es da und dort noch einiges zu tun gibt. Unsere Ziele und Aufgaben als Kernteam werden uns also erst einmal nicht ausgehen. 

Was habt ihr bereits erreicht, auf welche Erfolge seid ihr stolz?

Gunnar Stöckle: Stolz sind wir auf den Zuspruch und die Unterstützung von den Kolleg*innen und der Geschäftsführung. Aber auch, dass inzwischen etwa im Karrierebereich auf der SWM Webseite queere Themen selbstverständlich vorkommen und das Unternehmen schon mehrfach an LGBTI*-Jobmessen teilgenommen hat. 

Karriere bei den SWM

Ayla Hernández:  Wir sind stolz darauf, queere Menschen aus dem gesamten Konzern zusammenzubringen, die sich gegenseitig unterstützen und trauen, Missstände anzusprechen und offen ihre Identität zu zeigen. Außerdem sind wir stolz, dass die Diskriminierung für queere Mitarbeitende über die Jahre abgenommen hat, und sich auch immer mehr Allys und Interessierte für unsere Rechte einsetzen. 

Werdet ihr auch von Seiten des Arbeitgebers angefragt, um zu unterstützen oder zu beraten?

Michael Silva:  Bislang sind es wenige Anfragen, aber wir stehen allen Kolleg*innen und der Geschäftsführung mit unserem Wissen, unseren Erfahrungen und unserem Engagement immer gern zur Seite, wenn wir gebraucht werden. 

Gunnar Stöckle:  Vor allem die Marketing und die Personalabteilung sind schon mehrfach auf uns zugekommen, wenn es um Kommunikationsmaßnahmen geht. Hier freuen wir uns sehr, unterstützen zu können. 

Spielt es für die Jobentscheidung eine Rolle, ob ein Unternehmen LGBTI*-freundlich ist oder sogar ein entsprechendes Netzwerk hat?

Stephan Heiß: Ich würde definitiv nicht mehr für ein Unternehmen arbeiten, in dem ich mich als Persönlichkeit nicht offen verhalten kann. Im Vertrieb habe ich mit vielen Geschäftspartner*innen und externen Ansprechpartner*innen zu tun. In Verhandlungen und Gesprächen bringe ich auch viel Persönlichkeit mit ein – das ist letztlich auch ein Erfolgsfaktor.

Michael Silva: Es zeigt sich in der Praxis, dass auch der Umgang mit bzw. das Bekenntnis zur eigenen Vielfalt für Jobsuchende eine große Rolle spielt, vor allem bei jungen Menschen. Denn das ist auch ein Spiegel des Arbeitsklimas. Deshalb sehen wir unsere Rolle nach innen wie auch nach außen.
 

Gendergerechte Sprache wird immer wieder gesellschaftlich kontrovers diskutiert. Die SWM gendern seit einer Weile. Seht ihr das als wichtigen Schritt, um alle Menschen gleichberechtigt anzusprechen?

Stephan Heiß: Gendergerechte Sprache ist dann sinnvoll, wenn sie hilft, sprachliche Diskriminierung bewusst werden zu lassen und damit das Bewusstsein über Kommunikation zu verändern. Das ist absolut wichtig und hilfreich. Wenn man es übertreibt, wird es zum Selbstzweck und persifliert sich. 

Michael Silva: Es ist ein Baustein, sollte jedoch nicht die Verständlichkeit von Inhalten verschlechtern. Ich bin mir sicher, dass wir hier immer einen guten Weg finden , alle mitzunehmen und verstanden zu werden.

Welche Ziele habt ihr für die Zukunft?

Michael Silva: Wir möchten beraten und aktiv mitgestalten, wie die SWM mit queeren Themen umgehen und sich auch nach außen darstellen. Und wir wollen die interne Akzeptanz von queeren Kolleg*innen weiter verbessern. Von einem noch weltoffeneren Arbeitsklima profitieren schlussendlich alle bei den SWM.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns, mit Euch die SWM noch bunter zu machen.

Proud-Film: Wir alle sind die SWM

Auszeichnungen