SWM: Information für die Medien
Sanierung des Großhesseloher Wehrs: Verbesserte Ökologie, besserer Hochwasserschutz und Denkmalschutz in einem
Ab Herbst entsteht ein Ersatzneubau für die Anlage
Seit 1908 ist die Wehranlage Großhesselohe in Betrieb. Sie befindet sich mitten in einem Flora-Fauna-Habitat- und Landschaftsschutzgebiet. Die Anlage, durch die eine Haupttrinkwasserleitung verläuft, reguliert die Wasserführung zwischen dem Werkkanal und der Isar und ist damit ein wichtiger Faktor für den Hochwasserschutz der Stadt. Zudem ist das Wehr auch für die Energieerzeugung hochrelevant. Am Werkkanal liegen vier Wasserkraftwerke und das Heizkraftwerk Süd, zudem speist er die Floßlände und die Münchner Stadtbäche. Nicht zuletzt hängt an der Sanierung des Wehrs auch die ökologische Durchgängigkeit der Münchner Isar, also die „Bewegungsfreiheit“ der Flusslebewesen.
Die SWM sind für den westlichen Teil des Wehrs verantwortlich, wo das Trennwehr die Verbindung zum Werkkanal darstellt. Der östliche Teil liegt in der Zuständigkeit der Stadt. Weil die Anlage und viele technische Bauteile in die Jahre gekommen sind, müssen sie erneuert werden. Die SWM werden im Herbst mit den Arbeiten für den Ersatzneubau beginnen. Er soll für die nächsten 100 Jahre eine optimale ökologische, betriebliche und dem Hochwasserschutz dienende Lösung sein.
Der Bauablauf
Im Herbst sollen die Arbeiten beginnen. Die Bauzeit ist mit rund 15 Monaten angesetzt. Zunächst wird eine Kies-Baustraße geschüttet. Sie führt von der Conwentz-Brücke über den Isardamm und an dessen Fuß zum Großhesseloher Wehr. Über sie werden die Anlagenteile und die Bauausrüstung transportiert. Im Anschluss beginnen die ersten Rückbauarbeiten und es werden Dämme im Fluss aufgeschüttet, um die Baugruben trockenzulegen. Dann wird das neue Wehr betoniert und die technischen Anlagenteile installiert. Nachdem die Arbeiten abgeschlossen sind, beginnt im Herbst 2023 der Rückbau der Baustelle.
Die transportintensiven Maßnahmen haben die SWM vorwiegend in die Herbst- und Wintermonate gelegt. Damit reduzieren sie die ökologischen Auswirkungen und – vor allem in den Sommerferien – die Beeinträchtigung der Freizeiträume entlang des Flusses. Wegen des Baustellenverkehrs wird es für Fußgänger*innen und Radler*innen zu Einschränkungen kommen. Der Weg auf dem Trenndamm zwischen Conwentz-Brücke und Höllererberg soll allerdings geöffnet bleiben.
Beim Ersatzneubau spielen diese Faktoren zentrale Rollen:
- Die Hochwasserschutzfunktion wird sichergestellt und verbessert. Dazu gehört auch, dass die Gefahr von verkeiltem Treibgut wie Baumstämmen bei Hochwasser (Verklausung) deutlich reduziert wird.
- Die Durchgängigkeit für Wasserlebewesen in der freien Isar wird unter den Gegebenheiten bestmöglich hergestellt und der natürliche Transport von Kies flussabwärts gesichert.
- Die „Querdurchgängigkeit“ zwischen Kanal und Isar wird verbessert, so dass die Wasserlebewesen Habitate in beiden Gewässerteilen gleichermaßen nutzen können.
- Die betriebliche Sicherheit sowie der Gewässer- und der Arbeitsschutz werden verbessert.
- Denkmalschutzbelangen, etwa beim Erhalt der historischen Floßgasse, die am flussaufwärtigen Ende des Trennwehrs zwischen Werkkanal und Isar liegt, wird vollumfänglich Rechnung getragen.
Bisherige Funktionen werden für die Zukunft gesichert:
- Die wichtige Trinkwasser-Hauptleitung, die unter dem Wehr die Isar kreuzt, bleibt erhalten.
- Die Wehranlage Großhesselohe stellt weiterhin die Wasserversorgung des Werkkanals und damit der Floßlände sowie der Münchner Stadtbäche sicher.
- Das Heizkraftwerk Süd in Sendling ist systemrelevant für die Stromversorgung Münchens und der Region. Über den Werkkanal bezieht es Kühlwasser.
- Über den Werkkanal erhalten auch die innerstädtischen Wasserkraftwerke Wasser zur Ökostromerzeugung.
Geänderte Planungen
Die Landeshauptstadt und die SWM hatten im Jahr 2008 im Zusammenhang mit dem Isarplan vereinbart, dass seitens der SWM eine höhere Mindestwasserabgabe in die Isar erfolgen und die ökologische Durchgängigkeit für Wasserlebewesen an der Wehranlage Großhesselohe verbessert werden sollte. Aufgrund des Alters der Anlage hatten die SWM ohnehin schon seit geraumer Zeit deren Sanierung ins Auge gefasst. 2015 wurde hierfür eine Plangenehmigung erteilt. Es zeigte sich aber, dass die mit der Genehmigung einhergehenden naturschutzrechtlichen Auflagen mit den bestehenden Planungen technisch nicht umsetzbar waren.
Die Planerinnen und Planer setzten sich daraufhin intensiv mit den Knackpunkten auseinander und konnten im Februar vergangenen Jahres eine überarbeitete Planung vorlegen. In diese flossen neueste Erkenntnisse des Fluss- und Wasserbaus ein. Vor allem zwei wesentliche Bauteile wurden im Vergleich zu den vorherigen Plänen angepasst:
Ursprünglich war eine „Raue Rampe“ mit groben Flussbausteinen in der Flussmitte angedacht. Sie sollte die Wanderung von Fischen ermöglichen. Sie wäre aber für die Tiere schwerer auffindbar gewesen und hätte einen Großteil des wertvollen Kolks (strömungsbedingte Auswaschungen im Untergrund) überbaut. Um die „Querdurchgängigkeit“ zwischen Isar und Werkkanal trotz der stark schwankenden Wasserspiegel zu gewährleisten, hätten zudem mannshohe Störsteine in das Flussbett einbetoniert werden müssen. Dies alles wird nun vermieden durch eine Fischaufstiegshilfe in Form eines „Schlitzpasses“ mit natürlicher Sohle am linken Flussufer. Sie ist für die in der Isar beheimateten Fischarten (von der Mühlkoppe bis zum Huchen) optimal auffindbar und durchwanderbar.
Das ursprünglich geplante Schlauchwehr wies Defizite bei der Steuerbarkeit auf. Hier setzen die SWM nun auf eine innovative Lösung: eine luftbetätigte Wehrklappe ohne aufwändigen Aufbau über dem Fluss. Hinter einem Staublech ist ein stabiler Luftschlauch angebracht, je nach Luftfüllung hebt und senkt dieser die Wehrklappe.
Ebenfalls sind Anregungen von Wassersportlern und Münchner Forum zur besseren Sichtbarkeit der Wehranlage aufgenommen worden. Eigentlich sollte sie im Hochwasserfall vollständig überströmt werden, um etwa Treibgut einfacher passieren zu lassen. Kritisiert wurde seitens der Wassersportler, dass Kanuten oder Bootsfahrer das Wehr zu spät bemerken und in schwierige Strömungen geraten könnten. Dem wird nun entgegengewirkt, etwa mit einer gut sichtbaren Abweisschranke am dauerhaft durchströmten Wehrfeld 1 sowie einer weiter über die Wasseroberfläche erhöhten Wehrklappe am Wehrfeld 2.
Weiterhin gilt allerdings, dass das Baden im Bereich von 200 Metern vor dem Wehr bis 100 Meter danach verboten ist, was für solche Anlagen üblich ist. Mit Booten ist zu Wehranlagen ohnehin aufgrund der Bayerischen Schifffahrtsverordnung ein ausreichender Sicherheitsabstand einzuhalten. Darauf wird auch weiterhin vor Ort deutlich mit Schildern hingewiesen. Die Beschilderung wird in Zusammenarbeit mit den Bayerischen Kanuverband geprüft und verbessert.
Denkmalschutz
Im März dieses Jahres wurde das Großhesseloher Wehr auf Anregung des Münchner Forums in die Denkmalliste aufgenommen. Seine historische Bedeutung für die Wasserwirtschaft (die Eigenschaft zur Wasserführung) und die teilweise noch vorhandene originale Bausubstanz (der aus der Bauzeit stammende Stampfbeton, der die alte, längst nicht mehr funktionsfähige Floßgasse ausmacht, und das Schleusenwärterhaus) machen die Denkmaleigenschaften aus. Ihnen werden die SWM mit Anpassungen des Bauablaufs gerecht, so dass die historische Floßgasse bestehen bleiben kann. Nach Auskunft des Landesamts für Denkmalpflege werden die Denkmaleigenschaften durch die Anpassungen nicht eingeschränkt.
Mit der anstehenden Maßnahme erhalten die SWM diesen historischen Standort mit wesentlichen landschaftsprägenden Originalbauteilen, sichern die Grundfunktionen des Wehrs und ergänzen es um wichtige ökologische Elemente sowie Sicherheitskomponenten, passen es an den Stand der Technik an, um es fit für aktuelle und zukünftige Anforderungen zu machen.
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