Deutschlands größte Fernkälte-Zentrale entsteht in München
23.08.2022 I Angenehmes Raumklima in heißen Sommern: Während Klimaanlagen viel Strom verbrauchen, kann man mit Fernkälte ressourcen- und klimaschonend kühlen. Unser Fernkältenetz in München ist bereits 23 Kilometer lang. Und wir bauen es weiter aus: Ab Mitte 2024 soll Kälte vom Energiestandort Süd in München-Sendling durch die Isarvorstadt und Ludwigsvorstadt in die Innenstadt strömen.
Durch die neue Fernkältezentrale am Energiestandort Süd wollen wir künftig mehr gewerbliche Abnehmer wie Hotels, Bürogebäude und Einzelhandels-Immobilien klimatisieren – und zwar nachhaltig. Im Endausbau wird Kälteleistung von 36 Megawatt erzeugt – das entspricht etwa dem Bedarf von 100 Bürogebäuden. Der Ausbau des Fernkältenetzes macht die neue Fernkältezentrale zur größten in Deutschland.
Wasser wird zentral gekühlt und über Rohre in die Gebäude transportiert
Fernkälte funktioniert ähnlich wie Fernwärme: Auch hier wird ein Rohrleitungssystem genutzt, um thermische Energie über Wärmetauscher in die Gebäude zu transportieren. Vom Energiestandort Süd aus soll Wasser mit Temperaturen von 6 bis 10 Grad Celsius in das Fernkältenetz eingespeist werden. In den angeschlossenen Gebäuden nimmt der Wärmetauscher die Energie aus der Gebäudeklimatisierung auf. Das erwärmte Wasser fließt im geschlossenen Kreislauf an den Energiestandort Süd zurück, wird wieder abgekühlt und erneut in den zu kühlenden Gebäuden eingesetzt.
Funktionsweise der Fernkälte
Klimaschonend kühlen
Bis zu 70 % weniger Stromverbrauch
Im Vergleich zur herkömmlichen Kühlung über dezentrale Hausklimaanlagen spart Fernkälte bis zu 70 % des Stromverbrauchs. Auch die CO₂-Emissionen werden entsprechend reduziert.
Fernkälte ist als erneuerbare Ressource ein wichtiger Baustein beim Erreichen der europäischen Klimaziele. Sie ist ökologisch und nachhaltig, wenn die natürliche Kälte von Grundwasser oder von Flüssen genutzt werden kann.
Das ist am Energiestandort Süd der Fall: Die neu entstehende Kältezentrale nutzt unter anderem das kühle Wasser des Isarwerkkanals, um die Fernkälte zu erzeugen. Das schont wertvolle Ressourcen. Da es sich um ein geschlossenes System handelt, gibt es keinen unmittelbaren Eingriff in die Wasserökologie. Zudem wird hier in München-Sendling auch die vorhandene Wärme aus Geothermie und Kraft-Wärme-Kopplung zur Fernkälteerzeugung mit genutzt.
Fernkälte hilft dem städtischen Klima
Das neue Fernkälte-Projekt in München hat viele positive Effekte auf die Stadt. Durch die zentrale Fernkälteversorgung können weitere Kühlaggregate auf Dächern der Innenstadt vermieden werden. Zudem verbessert sich das innenstädtische Mikroklima. Denn bei Fernkälte wird keine Abwärme in die im Sommer ohnehin aufgeheizte Innenstadt abgegeben – im Gegensatz zu dezentralen Hausklimaanlagen.
Fernkälte trägt also dazu bei, der Gesamterwärmung Münchens entgegenzuwirken und den wachsenden Kältebedarf in der Großstadt klimaschonend zu decken.
Weitere Infos zur EU-Förderung
Das Projekt „Innovative und CO2-arme Fernkälteversorgung für das Münchner Innenstadtquartier“ wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Insgesamt erhalten die SWM 3,28 Millionen Euro aus diesem Programm. Fördergeber sind die EU (50 %), der Freistaat Bayern (10 %) und die Landeshauptstadt München (40 % kommunaler Eigenanteil).
Im Rahmen dieses innovativen Projekts errichten die SWM am Energiestandort Süd eine neue Kälteerzeugungsanlage, um in Zukunft zahlreiche Kunden in der Münchner Innenstadt mit ökologischer Kälte versorgen zu können. Der Energiestandort Süd, an dem die SWM seit vielen Jahren Fernwärme aus hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und in Zukunft auch aus erneuerbarer Tiefengeothermie erzeugen, bietet beste Voraussetzungen, um klimafreundliche und ressourcenschonende Kälte bereitzustellen. Denn bevorzugt setzen die SWM hier Fließwasser aus dem Isar-Werkkanal und Fernwärme als Antriebsquelle in Absorptionskältemaschinen ein. Zur Abdeckung der Spitzenlasten werden hocheffiziente strombetriebene Kompressionskälteanlagen verwendet. Damit lassen sich im Vergleich zu den sonst üblichen dezentralen Kühlanlagen in den einzelnen Gebäuden circa zwei Drittel der CO2-Emissionen einsparen.
Die Erzeugungsanlage soll 2023 in Betrieb gehen. Ab etwa 2028 wird in den Sommermonaten überschüssige Fernwärme aus erneuerbaren oder CO2-neutralen Quellen (Geothermie, Müllverbrennung) zur Verfügung stehen.
Zur Kälteeinspeisung verlegen die SWM ein über 6 km langes Transportnetz, das bereits größtenteils fertiggestellt ist. Um die großen Kundenpotenziale in der Münchner Innenstadt zu erschließen, wird der Energiestandort Süd an den beiden Anschlusspunkten in der Nähe Hauptbahnhof und Tal/Marienplatz mit dem bereits bestehenden Fernkältenetz verbunden. Die Trasse dieser neuen Transportleitung führt auch am Areal der Großmarkthalle sowie an städtischen Verwaltungsgebäuden sowie Krankenhäusern vorbei, so dass auch Fernkältekunden entlang der Trasse angeschlossen werden können.
Das Projekt hat einen sehr positiven städtebaulichen Einfluss: Durch die zentrale Fernkälteversorgung können unerwünschte Rückkühlaggregate auf den Dächern der Innenstadt vermieden werden, welche das Stadtbild nachteilig beeinflussen und in ungünstigen Fällen hygienische Probleme (Legionellen) verursachen können. Ebenso verbessert sich das Mikroklima, da die Wärmeabfuhr der Rückkühlgeräte dezentraler Klimageräte in der ohnehin aufgeheizten Innenstadt vermieden wird.
Die umweltfreundliche und CO2-arme Fernkälteversorgung trägt wesentlich zu den ambitionierten Klimaschutzzielen und den Aktivitäten zur Klimaanpassung der Stadt München bei. Das Konzept des Projekts berücksichtigt auch den in Zukunft wachsenden Kältebedarf als Folge des Klimawandels und steigender Komfortansprüche der Kund*innen.
Innovative und CO₂-arme Fernkälteversorgung für das Münchner Innenstadtquartier mit Quartiersgrenze des EFRE-Förderprojekts sowie Fernkältenetz (Planungsstand und Fertigstellungsgrad)
Rohrleitungsbau mit erfahrenen Dienstleistern
Der Anlagenbau für die neue Kältezentrale erfordert hohe technische Expertise. Bei unseren Großprojekten setzen wir auch auf die Unterstützung erfahrener Dienstleister. Mit der Umsetzung der anspruchsvollen Arbeiten im Rohrleitungsbau ist der Industriedienstleister Bilfinger beauftragt.
Die österreichische Einheit Bilfinger Industrial Services GmbH verantwortet unter anderem die Planung und Installation der komplexen Anlagenausrüstung, die zahlreiche Pumpen, Armaturen und Wärmetauscher umfasst. Bei den Arbeiten sind rund 50 Bilfinger-Mitarbeitende vor Ort im Einsatz, um insgesamt 8 Kilometer Rohrleitungen zu montieren und zu verschweißen. Ferner wird das Team uns bei der Inbetriebnahme unterstützen.
Bereits zuvor hatten wir auf die Dienste von Bilfinger Industrial Services Austria vertraut, um am Energiestandort Süd mit einer neuen Geothermie-Anlage – der bislang größten in Deutschland – die Versorgung von 80.000 Münchner*innen mit umweltfreundlicher Fernwärme zu realisieren. Das Unternehmen war dabei unter anderem für den Rohrleitungsbau sowie die Installation der Wärmetauscher verantwortlich.
© Bilfinger
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