Geothermie – Sichere Energie aus dem Untergrund
26.02.2025 | Um die Energieversorgung in München klimaneutral und damit fit für die Zukunft zu machen, setzen die SWM auf erneuerbare Energien. Die meiste Energie wird für die Wärmeversorgung (Heizen und Warmwasser) eingesetzt. Daher treiben wir die Energiewende auch im Wärmemarkt voran. München hat einen großen Vorteil in der Energie- und Wärmewende: Die Stadt sitzt auf einem riesigen Vorrat an heißem Thermalwasser tief unter der Erde. Diese nachhaltige Energiequelle nutzen wir sicher und nachhaltig zur Wärme- und sogar zur Stromgewinnung. Dazu betreiben wir bereits erfolgreich sechs Geothermie-Anlagen, eine siebte ist im Bau, weitere sind in Planung.
Nachhaltig und quasi unerschöpflich: Erdwärme
Geothermie ist eine Energieart, die in Form von Wärme unterhalb der festen Erdoberfläche natürlich vorkommt. Die Erdwärme ist entweder im Gestein gespeichert oder in den Flüssigkeiten und Gasen, die dort zirkulieren, also z. B. Thermalwasser oder Wasserdampf. Beide kann man durch Bohrungen an die Oberfläche pumpen und zum Heizen, für Warmwasser oder zur Erzeugung von Strom oder Kälte nutzen. Je tiefer man bohrt, desto wärmer wird es.
Die oberflächennahe Geothermie setzt Erdwärme aus Tiefen von bis zu 400 Metern ein, häufig im privaten Wohnungsbau. Tiefe Geothermie nutzt die Wärme aus über 400 Metern bis zu mehreren Kilometern Tiefe und kann so ganze Stadtviertel mit Energie versorgen.
Wie Geothermie genau funktioniert, erfahren Sie hier:
Funktionsweise Geothermie
München: Idealer Standort für Geothermie
Geothermie ist nicht überall auf der Welt sinnvoll nutzbar. Erst wenn ausreichend Thermalwasser mit hohen Temperaturen im Untergrund vorhanden ist, kann es zur Wärmegewinnung technisch und wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden. In Deutschland ist das vor allem in drei Gebieten der Fall: im Norddeutschen Tiefland, im Oberrheintal und im Gebiet zwischen Donau und Alpen (dem sog. Süddeutschen Molassebecken). Entlang dem Oberrhein und in Südbayern sind die Temperaturen sogar so hoch, dass Geothermie sogar zur Stromerzeugung eingesetzt werden kann (dies ist ab etwa 100 Grad Celsius möglich).
München und die Region sitzen also auf einem großen Schatz: eine eigene nachhaltige Energiequelle in Form eines riesigen Vorrats an heißem Thermalwasser unter der Erde. In einer Tiefe von 2.000 Metern (nördliche Stadtgrenze) bis mehr als 3.000 Metern (südliche Stadtgrenze) unter der Erdoberflache befindet sich eine wasserführende Gesteinsschicht mit Wassertemperaturen von 80 bis über 100 Grad Celsius.
Das ist ein großes Glück im Zusammenhang mit der Energie- und Wärmewende. Denn für eine klimaneutrale Zukunft benötigen wir nicht nur erneuerbar produzierten Strom, sondern auch nachhaltig erzeugte Wärme. Schließlich wird über die Hälfte der in Deutschland verbrauchten Energie für die Produktion von Wärme und Kälte verwendet. In Privathaushalten sind es sogar knapp 90 Prozent für Heizen und Warmwasser.
Von Norden nach Süden nimmt die Temperatur des Thermalwassers unterhalb Münchens immer weiter zu.
Klimaneutrale Fernwärme für München
Bis spätestens 2040 wollen die Stadtwerke München den Münchner Bedarf an Fernwärme CO₂-neutral decken und dafür überwiegend Tiefengeothermie nutzen. Seit etwa 20 Jahren wird diese Technologie in Deutschland genutzt. Wir waren von Anfang an dabei und haben unsere erste Anlage 2004 in Riem in Betrieb genommen. Seitdem sind noch fünf weitere Anlagen dazugekommen, darunter Deutschlands derzeit größte Geothermie-Anlage in München-Sendling. Im Oktober 2024 haben wir den Bau unserer siebten Geothermie-Anlage gestartet. Weitere Anlagen sind bereits in Planung, um die Herausforderungen der Wärmewende in den nächsten Jahrzehnten zu bewältigen.
Erprobt und etabliert: Geothermie ist sicher
Bei der Planung neuer Geothermie-Projekte begegnen wir teilweise Bedenken zur Sicherheit der Geothermie. Manche Menschen sorgen sich, dass Geothermie Erdbeben auslösen oder das Grundwasser belasten könnten.
Doch Sie können beruhigt sein: Die von uns eingesetzte Methode zur Nutzung der Geothermie ist sicher. Sonst würden wir die Anlagen, die sich teils mitten in der Millionenstadt München befinden, nicht nutzen. Als Geothermie-Betreiber sind wir uns unserer Verantwortung bewusst. Unsere Anlagen betreiben wir mit langer Erfahrung und Umsicht. Dabei nutzen wir etablierte Technologien, um die Menschen in München sicher, zuverlässig und klimaschonend zu versorgen.
Wir erklären Ihnen, warum die Nutzung der Geothermie in München und Umgebung unbedenklich ist:
Risikoarme Technik und ständige Überwachung
Zum Thema Erdbeben-Gefahr ist es wichtig zu wissen: Obwohl im Großraum München 18 Geothermie-Anlagen betrieben werden, teils schon seit Jahrzehnten, haben diese Anlagen bisher noch nie einen Schaden verursacht, und das ist auch nicht zu erwarten. München ist eine tektonisch stabile Region.
In Bayern wird ausschließlich hydrothermale Geothermie eingesetzt, die als besonders risikoarm gilt. Bei uns wird kein zusätzliches Wasser in den Untergrund verpresst, das dann für Erschütterungen sorgen könnte – wir nutzen die Energie des bereits in der Tiefe vorhandenen Thermalwassers und speisen das Wasser nach der Nutzung auch wieder in dieselbe Schicht zurück. Somit ändert sich im Untergrund nichts. Das Bergamt Südbayern überwacht alle Geothermie-Projekte, inklusive seismischem Monitoring. Die erfassten seismischen Daten gehen direkt an den Bayerischen Erdbebendienst. Fachleute der Ludwig-Maximilians-Universität werten sie aus und machen sie öffentlich zugänglich.
Es ist richtig, dass die Bewirtschaftung des tiefen Untergrunds durch hydrothermale Geothermie zu Bodenerschütterungen führen kann (induzierte Seismizität). Diese spielt sich aber in der Regel im Bereich der sogenannten Mikroseismizität ab. Das bedeutet, dass die Erschütterungen so schwach sind, dass sie zwar von Messgeräten erfasst werden, Menschen sie aber gar nicht wahrnehmen können. Und Mikroseismizität kann auch keine Schäden an Gebäuden verursachen.
Das SWM Geothermie-Heizwerk in Riem: Seit 2004 in Betrieb, um München mit nachhaltiger Wärme zu versorgen.
Keinerlei Einfluss aufs Grundwasser
Tiefengeothermie nutzt Thermalwasser aus mehreren Kilometern Tiefe, das nicht in Verbindung mit dem deutlich höher gelegenen, oberflächennahen Grundwasser zur Trinkwasserversorgung steht. Eine Grundwasserkontamination kann deshalb ausgeschlossen werden. Da Tiefbohrungen teleskopartig verrohrt und die Rohrstrecken anschließend zementiert werden, ist eine Abdichtung zum umliegenden Gestein vorhanden. So wird verhindert, dass Grundwässer aus verschiedenen Tiefenlagen bzw. Grundwasserleitern miteinander interagieren können.
Bereits bei der Geothermie-Planung und durch die Genehmigung durch Fachbehörden wird sichergestellt, dass es zu keiner nachteiligen Veränderung des Wassers in den oberflächennahen Grundwasserleitern kommen kann. So sind beispielsweise tiefe Geothermie-Bohrungen in den Trinkwasserschutzzonen I und II verboten und nur unter speziellen geologischen Bedingungen in der Zone III genehmigungsfähig. Entsprechendes gilt für Heilquellenschutzgebiete. Auf diesem Wege wird die Trinkwasser-, Heilwasser- und Thermalwasser-Gewinnung zusätzlich geschützt.
Außerdem ist die Bauweise eines Bohrplatzes so konzipiert, dass Wässer direkt in ein Auffangbecken zur weiteren Behandlung abfließen. Die Bohrungen selbst sind so aufgebaut, dass dort kein Eintrag in oder aus dem oberflächennahen Grundwasser stattfinden kann. Die gesamte Baustelle einer Geothermie-Anlage steht unter Aufsicht des Bergamts, Wasserwirtschaftsamts und der Münchner Stadtentwässerung, die regelmäßig die Anlage kontrollieren.