Schlittschuhlaufen in München

So kommt das Eis ins Stadion

13.11.2024 I Mit Musik und Flutlicht kann man in den Wintermonaten im Prinzregentenstadion übers Eis flitzen. Im Vorfeld waren die Mitarbeiter*innen im Prinzregentenstadion zwei Wochen lang mit dem „Eismachen“ beschäftigt. Wie das funktioniert und warum der Job große Erfahrung erfordert, verrät Eismeister Stefan Koppelstetter.

© SWM/Vauel

Interview mit dem Eismeister

Stefan Koppelstetter ist Schichtleiter im Prinzregentenstadion und staatlich geprüfter Eismeister.


Eismeister Stefan Koppelstetter (Dritter von links) mit seinem Team

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Wann beginnen Sie mit den Vorbereitungen für die Eislaufsaison?

Schon im September bestellen wir z. B. die Materialien, die wir fürs Eismachen brauchen. Im Oktober werden dann die Kälteanlage und die Eisbereitungsmaschine gewartet und die Betonfläche des Stadions bekommt eine Grundreinigung.

Und wann geht es mit dem eigentlichen Eismachen los?

Wegen Sonnenstand und Witterung können wir frühestens Ende Oktober mit dem Aufbau des Eises anfangen. Natürlich ist das sehr stark vom Wetter abhängig. Optimal fürs Eismachen sind Temperaturen von 6 bis 10 Grad Celsius. Außerdem sollte kein Wind wehen, kein Niederschlag fallen und idealerweise scheint auch die Sonne nicht. 

Was machen Sie, wenn der Wetterbericht günstig ist? 

Dann fahren wir die Kälteanlage an und kühlen die Betonfläche langsam auf Minusgrade runter. Das dauert einige Tage, denn wenn sich noch Luft im Beton befindet, muss er zuerst ausgasen, damit es keine Risse gibt. 

Und wenn der Beton runtergekühlt ist, kommt Wasser drauf?

Ja, genau. Der Eisaufbau findet  wegen der Temperaturen immer erst abends statt. Mit einem Schlauch bringen wir warmes Wasser auf die Fläche auf, Millimeter für Millimeter. Dabei darf keine Luft ins oder unters Eis geraten. Nach jedem Durchgang warten wir, bis die gesamte Eisfläche gefroren ist, dann kommt die nächste Schicht drauf.

Wie viele Millimeter Eis schafft man denn an einem Abend?

In einer Nacht können wir etwa 3 bis 4 Millimeter auftragen. Die Schläuche müssen wir dafür ständig umlegen, damit das fertige Eis nicht wieder schmilzt. Bis wir überall eine Dicke von mindestens 1 Zentimeter erreicht haben, brauchen wir in der Regel drei bis fünf Tage. Erst dann können wir mit dem Weißen beginnen. Denn dafür brauchen wir die Eismaschine, und die kann erst ab einer Mindeststärke von 1 Zentimeter aufs Eis.

Weißen? Was bedeutet das?

Normalerweise wäre das Eis ja durchsichtig, man würde den grauen Beton durchsehen. Wir sprühen aber eine dünne Schicht Wasser-Kalk-Gemisch auf die Eisfläche, um sie weiß zu machen. Denn nur dann reflektiert das Eis die Sonnenstrahlen und schmilzt nicht so schnell. Über die Kalkschicht kommt dann wieder Wasser, um den Kalk zu versiegeln.


Nach dem Weißen kann die Eisfläche die Sonnenstrahlen reflektieren und ist dadurch haltbarer.

„ Das Eismachen ist fast eine Kunst“


Für die Markierungen des Eishockeyfelds werden Papierstreifen ins Eis eingefroren.

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Und dann ist die Eisfläche fertig?

Nein, da fehlen ja noch die Linien, also die Markierungen fürs Eishockey. Das ist eine sehr komplizierte und aufwendige Arbeit, wir brauchen dafür 8 Leute. Die Linien bestehen aus einer Art Papier, das aufs Eis gelegt und angefeuchtet wird, so dass es festfriert. Dabei müssen wir ganz vorsichtig sein, damit das Papier nicht reißt. Die Kreise ziehen wir mit einem Zirkel. Wenn alle Linien drauf sind, werden nochmal 3 bis 5 Zentimenter Arbeitseis darüber aufgebaut, bis die Eisfläche fertig ist. Die Gesamtdicke sind dann etwa 8 Zentimeter.

Wie lange dauert der Eisaufbau insgesamt?

Etwa 2 Wochen, wenn alles gut läuft.

Kann denn viel schiefgehen?

Wir sind einfach sehr abhängig vom Wetter. Wenn die Sonne zu Beginn des Eisaufbaus zu stark scheint, kann das Eis aufschmelzen und Luft darunter geraten, dann müssen wir es abtragen und von vorne beginnen. Auch Blätter, die der Wind auf die Fläche weht oder Niederschläge, die das Eis zu dick werden lassen, sind ein Problem. Besonders heikel ist das Weißen, da darf es keinen Regen und auch keine Sonneneinstrahlung geben.

Sie sind seit mehr als 20 Jahren Eismeister im Prinze. Wie wichtig ist diese Erfahrung fürs Eismachen?

Die ist unglaublich wichtig. Ohne Erfahrung geht es nicht. Das Eismachen ist fast eine Kunst. Ich lese den Wetterbericht auf die Minute genau und versuche, die ganzen Einflüsse abzuschätzen, den Regen, die Sonneneinstrahlung, ob Fön kommt, ob der Wind weht und wie stark, ob es Sturm gibt. Alles hat Auswirkungen aufs Eis.

Was macht für Sie den besonderen Reiz des Prinzregentenstadions aus?

Meiner Meinung nach ist das Prinze die schönste Eislaufbahn in München, aber das ist natürlich Geschmackssache. Wir sind ein relativ kleines Stadion, eishockeytauglich, mit vielen Eiszeiten für Schulen und Vereine, aber auch viel Publikumseislauf.  Unter freiem Himmel laufen ist natürlich was Besonderes. Und am Abend, wenn es ein bisschen schneit, ist es auch schön romantisch.

Vielen Dank für das Gespräch.

Eislaufen im Prinzregentenstadion

Auf 30 mal 60 Metern erwartet Sie im „Prinze“ Eisvergnügen mit Musik und Flutlicht. Wer gerade nicht auf dem Eis unterwegs ist, kann auf der Tribüne Pause machen. Dort sind auch Zuschauer*innen herzlich willkommen. Schlittschuhe können vor Ort gegen Gebühr ausgeliehen werden (bei den Umkleiden). Für eine Stärkung mit Essen und Trinken sorgen ein Kiosk und das Restaurant „Aquamarin“.

Alle Infos zum Eislaufen im Prinze

Start in die Eislaufsaison

zur Verfügung gestellt von muenchen.tv

 

Schritt für Schritt: So wird das Eis gemacht

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