Trinkwasser: Versorgungssicherheit für München in Zeiten des Klimawandels
22.08.2023 | Sauberes, hygienisch einwandfreies und gut schmeckendes Trinkwasser direkt aus dem Wasserhahn – das ist in München eine Selbstverständlichkeit. Nur die Wenigsten machen sich Gedanken über die Herkunft des Wassers und die Notwendigkeit unser kostbarstes Lebensmittel zu schützen, vor allem vor dem Hintergrund der Klimakrise.
Auswirkungen des Klimawandels
Die Klimaerwärmung macht sich auch in unseren Breiten immer stärker bemerkbar: Zunehmend trockene und heiße Sommer, schneearme Winter und geringere Niederschlagsmengen lassen nicht nur die Pegel von Flüssen und Seen, sondern auch den Grundwasserspiegel sinken. Andererseits sorgen Starkregenereignisse für Überschwemmungen mit erheblichen Folgen für Mensch und Natur.
Betroffen von diesen Ereignissen ist auch die nachhaltige Sicherung der Trinkwassergewinnung. In den vergangenen trockenen Sommern kam es vor allem in niederschlagsarmen Regionen Deutschlands zu Versorgungsengpässen. Einige kleinere Versorger mussten sogar zeitweise mit Tanklastzügen ihre Trinkwasserhochbehälter auffüllen, da die bestehenden Quellen versiegt waren. Die Versorgung einer Großstadt wie München mit Tanklastzügen sicherzustellen, ist wohl kaum vorstellbar.
Aber wie zuverlässig ist das Trinkwasserversorgungssystem der Landeshauptstadt München? Und welche Auswirkungen des Klimawandels sind auf Versorgungssicherheit und Versorgungsqualität zu erwarten?
Vorausschauender Wasserschutz schon seit vielen Jahrzehnten
Die SWM stellen sich den neuen Herausforderungen durch die Klimaerwärmung, schließlich verantworten sie die Trinkwasserversorgung von mehr als 1,5 Millionen Menschen im Raum München. Sie schützen die Natur und das Grundwasser in den Gewinnungsgebieten schon seit Jahrzehnten und investieren jährlich Millionenbeträge in die Modernisierung und Instandhaltung ihrer Anlagen. Zudem arbeiten sie eng mit Behörden, Ämtern sowie Partner*innen in der Region zusammen.
Aufgrund dieser vereinten Anstrengungen ist das Münchner Trinkwasser eines der besten Europas. Es übertrifft die Anforderungen der Trinkwasserverordnung bei Weitem. Mehr als 1.200 Proben im Monat bestätigen diese Qualität.
Foto: Andreas Leder
1992 haben die SWM die Initiative „Ökobauern“ ins Leben gerufen. Sie fördern damit den ökologischen Landbau in den Wassereinzugsgebieten. Mehr als 185 Landwirte haben ihre Betriebe auf eine boden- und gewässerschonende Bewirtschaftung sowie artgerechte Tierhaltung umgestellt. Gemeinsam bewirtschaften sie eine Fläche von rund 4.650 Hektar – eines der größten ökologisch bewirtschafteten Gebiete Deutschlands.
Der Taubenbergturm ragt aus dem Wasserschutzwald der SWM. Foto: Andreas Leder
Im Auftrag der SWM pflegt die Forstverwaltung der Landeshauptstadt seit vielen Jahren die rund 1.800 Hektar großen Waldflächen in den Gewinnungsgebieten naturnah und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt und des Grundwassers. Zudem ist der Mischwald wesentlich widerstandsfähiger gegenüber Trockenzeiten, Stürmen und Starkregen als eine Monokultur.
Gemeinsam für erfolgreichen Natur- und Wasserschutz
Quellfrisch und unbehandelt fließen täglich zwischen 300 und 350 Millionen Liter Trinkwasser nach München, das entspricht knapp 110 Millionen Kubikmeter im Jahr.
Da der Trinkwasserbedarf innerhalb eines Tages sehr stark schwankt, wird in etwa die Bedarfsmenge eines Tages in Trinkwasserhochbehältern zwischengespeichert. Erhöhte Bedarfsanforderungen an trockenen, heißen Sommertagen können dadurch allerdings nicht ausgeglichen werden. An Spitzenverbrauchstagen muss daher auch eine entsprechend große Menge Trinkwasser in den Gewinnungsgebieten gewonnen werden.
Trinkwasser-Hochzonenbehälter im Forstenrieder Park
Drei Gewinnungsgebiete mit unterschiedlichem Charakter
Das Trinkwasser für München wird in drei räumlich getrennten Gebieten aus Grundwasser gewonnen: im Mangfalltal, im Loisachtal und in der Münchner Schotterebene.
Aus dem Mangfalltal kommen dabei durchschnittlich rund 75 %, aus dem Loisachtal 15 % und aus der Münchner Schotterebene die restlichen 10 %. Die anteiligen Beiträge der Gewinnungsgebiete am gesamten Wasseraufkommen sind dabei starken Schwankungen unterworfen.
Die drei Gewinnungsgebiete erschließen Grundwasserkörper (ein abgegrenztes Grundwasservolumen innerhalb eines oder mehrerer Grundwasserleiter) mit einer sehr unterschiedlichen Charakteristik, dank derer die Trinkwasserversorgung von München für die Zukunft sehr gut gerüstet ist.
- Die im Mangfalltal erschlossenen Grundwasserleiter liegen im Vergleich zur Münchner Schotterebene relativ nah unter der Oberfläche und reagieren mit der Grundwasserneubildung auf veränderte Niederschlagssituationen innerhalb weniger Monate. Nach einem trockenen Sommer könnten sich so die Entnahmemöglichkeiten im Mangfalltal auf die Hälfte der durchschnittlichen Werte reduzieren.
- Im Loisachtal wird das Trinkwasser unter einem naturschutzfachlich sehr wertvollen Feuchtgebiet gewonnen. Hier ist in Trockenzeiten aufgrund von wasserrechtlichen Vorgaben nur noch eine geringe Entnahme erlaubt.
- Der Grundwasserkörper in der Schotterebene reagiert auf Veränderungen in der Grundwasserneubildung sehr träge, unterjährige Schwankungen in der Grundwasserneubildungsrate wirken sich nicht unmittelbar aus. Mehrere trockene Jahre hintereinander haben jedoch sehr wohl tiefe Grundwasserstände in der Schotterebene und reduzierte Entnahmemöglichkeiten in diesem Gewinnungsgebiet zur Folge.
Ein Blick in die Zukunft der Trinkwasserversorgung
Trockenzeiten kompensieren
Mit den drei Trinkwassergewinnungsgebieten und den unterschiedlichen Reaktionsgeschwindigkeiten der Grundwasserkörper auf Trockenzeiten ist die Trinkwasserversorgung von München sehr gut aufgestellt. Kommt es lediglich zu einer Verschiebung der Niederschläge in das Winterhalbjahr wird dies kaum Auswirkungen auf das Trinkwasserdargebot für München haben. Einzelne trockene Jahre können durch einen verstärkten Einsatz der Trinkwassergewinnungsanlagen in der Schotterebene gut kompensiert werden.
Die Münchner Schotterebene ist im Gegensatz zu den Gewinnungsgebieten im Mangfalltal und Loisachtal allerdings stärker anthropogenen (d. h. durch Menschen verursachten) Belastungen ausgesetzt. Entsprechend sind die Nitratgehalte im Grundwasser mit Werten zwischen 11 und 28 mg/l deutlich höher als die Nitratgehalte des Grundwassers im Bereich der Gewinnungsgebiete Loisachtal und Mangfalltal. Ein verstärkter Einsatz der Gewinnungsanlagen in diesem Gebiet bedeutet daher auch immer eine moderate Erhöhung des Nitratgehalts des Münchner Trinkwassers. Die Werte liegen dabei aber immer weit unter den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung (50 mg/l).
Qualitätssicherung bei Starkregen
Eine weitere Prognose der Klimawissenschaftler ist die Zunahme von Starkniederschlägen. Extreme Niederschlagsereignisse verbunden mit Hochwasser wirken sich gerade im Mangfalltal, dem wichtigsten Gewinnungsgebiet auch auf das Grundwasser aus: Die Grundwasserneubildungsrate erhöht sich hier sprunghaft und bei geringen Grundwasserflurabständen kann es sein, dass die Filterwirkung des Bodens nicht mehr ausreicht um alle Keime, die in Oberflächenwasser von Natur aus vorhanden sind, herauszufiltern.
Vorbeugend haben die Stadtwerke München daher vor einigen Jahren in UV-Desinfektionsanlagen investiert. Mit ihnen können sie das gewonnen Grundwasser bei Bedarf ohne den Einsatz von chemischen Desinfektionsmitteln desinfizieren: Das Wasser wird mit ultraviolettem Licht einer bestimmten Wellenlänge behandelt, um schädliche Mikroorganismen zu deaktivieren und die hygienische Qualität des Trinkwassers sicherstellen.
Können wir uns also beruhigt zurücklehnen?
Nein, denn zum einen beschreiben alle Klimaprognosen nur Wahrscheinlichkeiten, mit der bestimmte Entwicklungen stattfinden werden und das mit einer sehr großen Bandbreite. Zum anderen werden trockenere und heißere Sommer auch unser Verbrauchsverhalten beeinflussen. Und eine Reihung mehrerer trockener Jahre hintereinander, so wie die vergangenen sechs Jahre, führt durchaus zu einer ernsthaften Verknappung unserer wichtigsten Ressource.
Was können wir alle tun, um einer Verknappung von Trinkwasser entgegenzuwirken?
Am wirksamsten ist ein umsichtiger und sparsamer Umgang mit Trinkwasser. Steigende Einwohnerzahlen in München und trockenheiße Sommer dürfen nicht zu einem rasanten Bedarfsanstieg beim Trinkwasser führen. Denn eine Erhöhung der Grundwasserförderung in den bestehenden Gewinnungsgebieten hätte genauso Auswirkungen auf den lokalen Wasserhaushalt wie die Erschließung neuer Trinkwassergewinnungsgebiete.
Die Vergangenheit zeigt, dass wir zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Wasser durchaus in der Lage sind: Trotz eines deutlichen Anstiegs der Einwohnerzahlen ging der Trinkwasserbedarf in München von 1983 bis heute von 140 auf 110 Millionen Kubikmeter pro Jahr zurück. Wasserspartasten an Toilettenspülungen und wassersparende Wasch- und Spülmaschinen sind seit langem Standard.
Aber wir müssen uns weiterhin um einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren lebenswichtigen Ressourcen bemühen. Der bewusste, sorgsame und sparsame Umgang mit Wasser schützt unsere Grund- und Trinkwasservorkommen. Darüber hinaus reduzieren wir so auch entscheidend die Abwassermengen, welche mit hohem Energieeinsatz wieder gereinigt werden müssen.
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